Predigt zu 1. Könige 19, 1-13a

Gnade sei mit Euch und Friede, von Gott, unserem Vater und von unserem Herrn, Jesus Christus! Amen

Text: 1.Könige 19, 1-13a

Liebe Gemeinde,

wir haben Gott nie, niemals!  Er ist uns gänzlich unverfügbar. Wir können ihn mit unseren Gebeten zu nichts zwingen, mit unserem Glauben nicht und nicht einmal mit unserer Bedürftigkeit. Selbst wenn wir am Boden liegen kann es sein, dass Gott uns liegen lässt und schweigt.

 

Und da liegt er nun, der Gotteseiferer, Elia, der Prophet, der Mann Gottes, mitten in der Wüste unter einem Wacholderstrauch und wünscht sich den Tod. Warum? Hat er nicht für Gott gekämpft mit all seiner Kraft, mit all seinem Mut, immer überzeugt davon, dass er es gut macht? Und jetzt, jetzt hat ihn seine Kraft verlassen.

Die Königin Isebel trachtet ihm nach dem Leben, denn Elia hat ihr das gesamte Kultpersonal, über 400 Baalspriester ihrer Religion umgebracht! Isebel. Die nach Israel eingeheiratete Prinzessin hat das Volk Gottes zu Baal geführt. Und Elia, der Mann Gottes, streitet nun für den einen Gott Jahwe. Sein Name ist ihm Programm: Eliahu – das bedeutet: Mein Gott ist Jahwe! Und so hat Elia bis dahin auch gelebt: Mein Gott ist Jahwe! Was hat er nicht alles für ihn ertragen. Und immer hat Gott ihn auch versorgt!  Dem König Ahab musste Elia eine Dürre ansagen, und sie kam. Aber Elia musste sich verstecken. Er hätte es sonst wohl nicht überlebt!  Dann die Zeit am Bach Krith , notdürftig  mit Brot versorgt von den Raben und als dann der Bach austrocknete, weil die Dürre zu lange währte , schickte Gott ihn nach Zarpath, zu einer Witwe. Bald verhungert und verdurstet kam er dort an. Und er konnte diese Frau davon überzeugen, dass sie ihm aus ihrer letzten Faust voll Mehl und ihrem letzten Tropfen Öl ein Brot buk, sein Versprechen im Ohr, ihrem Topf werde das Mehl in Zukunft nicht mangeln und ihrem Krug nicht das Öl. So kam es, denn Gott sorgte für seinen Propheten. Als der Sohn der Witwe starb, trotzte Elia dessen Leben Gott ab und das Kind stand auf zu neuem Leben. Elia appelliert an Gott, so wie es uns vielleicht auch einfiele: Gott, tust Du sogar der Witwe, die mich versorgt hat Böses und nimmst ihr das Kind? Nein, das bist nicht Du, Gott!

Da lebt das Kind!

Stimmt das etwa, was Martin Luther sagte: Wie du Gott glaubst, so hast du ihn? Wie glauben wir ihn?

Und dann ruft Gott Elia zurück nach Israel. Er soll Ahab sagen, dass es wieder regnen soll. Elia demonstriert auf dem Berg Karmel dem ganzen Volk, dass Gott der einzige Gott ist. Die Priester Baals und Elia sollen jeweils ihrem Gott einen Stier opfern. Der Gott der sein Opfer durch Gebet anzündet, der sei der rechte Gott. Das ist der Handel. Die Baalspriester beten einen halben Tag und nichts passiert. Sie ritzen sich blutig um ihren Gott gnädig zu stimmen. Aber nichts passiert! Elia verspottet sie, seines Gottes gewiss. Dann lässt er 12 Eimer Wasser über sein Opfertier schütten und betet. Und das Opfer steht in Flammen! Und das ganze Volk rief: Der Herr, Jahwe ist Gott!  Und dann kommt der Regen.

Elia, ein gewaltiger Gottesmann, einer, der Gott so nah war. Einer wie Mose, der liegt  nun in der Wüste und wünscht sich den Tod! Ich habe es auch nicht besser gemacht als alle vor mir, stöhnt er bei sich.

Fühlt er sich schuldig? Ja, so hört es sich an. Ein Bild hat er sich von Gott gemacht, ein grausames Bild, ein Bild von Gott, der Strafe will. 400 Menschen hat Elia getötet, als er angefangen hat, sich ein Bild von seinem Gott, Jahwe zu machen. Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben! Das erste Gebot, das war ganz klar für Elia. Kein Baal, keine Aschera und wie sie alle hießen, die Götter damals. Wer andere Götter anbetet, verdient Strafe, oder vielleicht doch nicht? Das erste Gebot geht nicht ohne Grund  weiter: Du sollst dir kein Bild von Gott machen! Das hatte er nun doch getan! Eigenmächtig hatte er zum Schwert gegriffen und war über seinem Gotteseifer zum Mörder geworden. Elia kennt ja auch das 5. Gebot: Du sollst nicht töten!

Dass Isebel  nun ihrerseits den Mörder töten will, ist klar. Aber schlimmer ist für, Elia, so empfinde ich es, dass er seines Gottes nicht mehr gewiss ist.

Gott ist nicht so, wie er ihn dachte. Und er selbst, wer war er dann noch? Kann es dies wirklich sein, das Leben, das er leben wollte? Wollte er, dass er so weit gehen würde für seinen Gott? War das richtig gewesen? Nein, war es nicht. Und Elia sagt zu Gott. ES IST GENUG! Mir reicht`s! Die Aufgabe ist mir zu schwer geworden. Ich kann das nicht mehr aushalten für dich, Gott, hinzustehen! Ich mag nicht mehr. Und jetzt bin ich dabei auch noch schuldig geworden.

Vielleicht kennen Sie das, die Sie in der Gemeinde tätig sind, das tägliche behaftet werden auf den eigenen  Glauben, das Zeuge sein und dabei doch eben auch nur ein Mensch, der nicht alles richtig machen kann. Das fühlt sich an wie ein sich verbreiternder Graben, über den man mit beiden Beinen steht und den man mit großem Kraftaufwand zusammenhalten muss. Elia erlebt, wie er nicht mehr kann. Und was tut er? Was wir Menschen dann oftmals tun, wenn wir uns als gescheitert erleben. Wir wollen uns selbst bestrafen, wenn wir schuldig  wurden. Elia will sich umbringen. Er will in der Wüste auf den sicheren Tod warten. Wieder ist dies Elias Eigeninitiative, die bitterste Form davon! Aber Gott geht darauf gar nicht ein. Er lässt Elia nicht verdursten und verhungern, wie der es vorhat, sondern schickt ihm wieder einmal alles, was es zum Überleben braucht: Schatten, Wasser und Brot und einen Engel, der ihm das bringt -und so oft bringt, bis Elia wieder aufsteht.

Auf dem Tiefpunkt seines bisherigen Weges mit Gott, in der Gottesferne unter dem Wacholderstrauch, erfährt Elia, dass Gott ihm dennoch nahe bleibt, wenn auch nicht im Feuer der Begeisterung und Lebendigkeit, nicht mehr im Überschwang der Glückseligkeit, sondern in der Mühsal, in der Schwäche, im Nicht- mehr- Weiter-Können, in der Verzweiflung, ja sogar in der Gottverlassenheit. An Elia sehen wir, dass das alles Aggregatzustände des Glaubens sind. Sie kommen und gehen im Laufe eines Lebens. Unser Glaube ist nicht immer feurig und hell. Er brennt nicht immer wie ein starkes Feuer, manchmal ist er nur noch Glut und manchmal auch nur noch ein Fünkchen in der Asche.

Und nun hängt Elia zwischen seinem Karmelerlebnis, dem Gottesfeuer vom Himmel und dem Berg Sinai, dem wahren Gottesberg,  zu dem er kommen soll. 40 Tage wird die Reise dauern. Brot und Wasser werden ihn nähren und dort hintragen. 40 Wochen braucht ein Mensch im Mutterleib, um geboren werden zu können. 40  ist eine heilige Zahl in der Bibel, Zahl des Reifens, 40 Tage braucht Elia um aus dem zu klein gewordenen Gehäuse seines alten Gottesglaubens auszuziehen in das neue Haus, in dem er seinen Gott sein lässt, der er ist und sich ihn nicht mehr vorstellen wird. Dazwischen ist er unbehaust und schutzlos, das ist gefährlich, aber nicht zu umgehen! Im alten Haus wohnt Gott nicht mehr. Elia muss auf die Suche nach Gott gehen!

Er kommt zum Horeb und findet eine Höhle, in der er sich bergen kann. Dort hört er Gottes Stimme wieder und sie fragt ihn: „Was machst Du hier Elia? Und da klagt Elia das Leid, das er leidet: Ich habe für dich geeifert, habe alles für dich gegeben, aber es war alles umsonst! Es hat nichts genützt. Dein Volk hat deine Altäre zerbrochen und deine Propheten getötet,  und ich bin allein übrig!“

Und Gott sagt zu Elia: „Geh heraus aus deiner Höhle und tritt auf den Berg vor mich. Und siehe, ich werde vorübergehen!“

Was zwischen Gott und Elia geschehen ist, das kann nur zwischen diesen beiden wieder in Ordnung kommen. Elia soll sich  jetzt dem Neuen stellen. Gott will ihm begegnen.

Aber, wo ist Gott? Nicht im Sturm, nicht im Erdbeben, auch nicht im Feuer.

Aber wo denn dann? Im stillen sanften Sausen? In der Stimme  verschwebenden Schweigens? Wie Buber und Rosenzweig es hier übersetzt haben? Nein, nicht einmal da ist Gott!

Mose durfte Gott nur hinterherschauen und Elia darf Gott nur hinterdreinhören! Auch Elia behält nur ein Nachhören, wie Mose nur ein Nachsehen: verschwebendes Schweigen. Diesen Gott bekommt nie ein Mensch zu fassen! Das sanfte Sausen ist lediglich das Signal, aus der Höhle der eigenen Vorstellungen zu treten und sich der wahren Begegnung mit Gott zu stellen!

Wie oft im Leben? Wer weiß das vorher? Wer diesen Gott, Jahwe glauben und bekennen will, dem bleiben die Umzüge in neue und immer passendere Glaubenshäuser nicht erspart. Und vielleicht sind wir am Ende nach flammender Begeisterung und heißer Glut, einfach noch leicht gewordene, aber glimmende Asche, die der sanfte Windhauch mit sich nehmen kann.

Oder mit einem anderen Bild: Wir werden gesät, geerntet, gebacken und gemahlen, wie ein Weizenkorn,  wie Jesus, damit wir andere nähren, so wie Gott uns nährt. Lasst uns bitten, dass uns die Gottesferne nie zu lange dauert, damit wir nicht verzagen müssen!

Kurz vor seinem Leiden ist Jesus mit Elia und Mose im Gespräch gewesen. Kurz bevor er selbst Asche werden musste. Aber Ostern dann, das lodernde Feuer!

AMEN

 

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