Predigt zu Genesis 8, 1-12 am 02.02.2014

Predigttext: Genesis 8,1-12

Liebe Gemeinde,

unser Predigttext ist Teil der sogenannten Urgeschichte der Bibel. Die ersten elf Kapitel des Alten Testaments heißen so, weil dort beschrieben wird, welche Erfahrungen Gott mit den von ihm geschaffenen Menschen machen muss!

 

Der Alttestamentler Gerhard von Rad spricht von „einem lawinenartigen Anwachsen des Bösen“. Es beginnt alles mit dem Misstrauen von Adam und Eva Gott gegenüber. Sie mutmaßen, Gott wollte ihnen etwas vorenthalten, als er ihnen den Baum in der Mitte des Gartens verbietet. Was kann schon so schlimm daran sein, wenn man Gut und Böse unterscheiden kann? Eva nimmt die verbotene Frucht, die wissend macht.

Was als Misstrauen beginnt, endet im Bruch mit Gott. Diesem Bruch fogt der Bruch mit dem Bruder. Kain ermordet seinen Bruder Abel. Und ein Unrecht folgt nun dem anderen bis Gott schließlich feststellt: „Das Dichten und Trachten der Menschenherzen ist böse immerdar.“ (Genesis 6,5) Und jedes Mal, wenn Gott sich anschickt, einzugreifen, hält er doch immer wieder an sich. Adam und Eva müssen nicht sterben, obwohl ihnen angekündigt war: Wer von dem Baum in der Mitte des Gartens isst, muss sterben. Aber Gott schickt sie nur aus seiner Nähe weg. Da können sie nun  icht mehr sein, da sie ihm nicht trauen. Und doch, - Gott sorgt für sie. Er macht ihnen  Kleider, die sie schützen sollen vor Kälte und Scham. Dann müssen sie gehen. Zurückkehren dürfen sie nicht.

Und dem Brudermörder Kain geschieht auch nicht der verdiente Tod, wie das Recht ihn verlangt. Wer Kain findet, darf den Mörder totschlagen. Aber Gott gibt Kain ein Schutzmal an seinen Leib, dass keiner es wagen wird, ihn anzurühren.

Doch dann kommt tatsächlich der Zeitpunkt, zu dem Gott beschließt: Ich fange mit meiner Schöpfung nochmals ganz von vorne an.

„Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln unter dem Himmel, denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe.“ – aber sofort ist es wieder da – das göttliche „ An sich Halten“: Und wir lesen: „Aber Noah fand Gnade vor den Augen des Herrn!“

Und ihr wisst ja, worin diese Gnade bestand: Noah und seine Familie wurden durchs Wasser hindurch gerettet, und alles Leben auf der Welt wurde paarweise und also fortpflanzungstauglich in die Arche gepackt, die Noah bauen sollte, - und das Ziel der Übung war: das Überleben alles Geschaffenen.

Und dann war es aber auch wiederum so, dass die Gnade Gottes dem Noah, seiner Frau, den söhnen und den Schwiegertöchtern Erhebliches abverlangte! Zunächst einmal hatt Noah einen ganz und gar unerschütterlichen Glauben nötig1-, denn er musste die Arche, diesen Riesenkahn auf dem absolut Trockenen bauen und die Leute werden nicht wenig über den Noah gespottet haben: Na, Noah? Gehst du auf der Wiese segeln? Oder wird dir der liebe Gott eigens einen See graben, oder vielleicht ein Flüsschen vorbeischicken? Sag mal, bist du übergeschnappt? Noah musste das mit seiner Familie aushalten! Und Gott stand dabei sicher nicht neben ihm und nahm ihn in Schutz! Noah stand dort auf der Baustelle und musste das aushalten.

Dann kam die Flut, - höher als die Gebirge. Noah erlebt sie mit seiner Familie in der Arche. Dort ist es dunkel und stickig und stinkig mit all den Viechern. Alles schwankt Tag und Nacht und von oben prasselt der Regen lautstark auf das Dach. Die Verpflegung war sicher auch nicht 5-Sterne-mäßig. Das muss man erst mal aushalten und dann die Sangst dazu, wie das ausgehen würde und ob es zu überleben war. Ob jemals die Erde wieder bewohnbar sein würde? Konnte man das wissen?

Noah konnte nur eins tun: GOTT vertrauen! Einfach daran festhalten, dass Gott ihm versprochen hatte: Ich will einen Bund mit dir schließen. ( Genesis 6,18) Das stand noch aus, also musste er doch überleben!

Es wird nichts davon berichtet, wie es den 8 Menschen in der Arche ergangen ist während der Zeit der Sintflut. Ob einer von ihnen Panikattacken erlitt, Platzangst oder sonst wie ausgerastet ist. Tatsache ist, dass sie alle wohlbehalten die Arche verlassen konnten zum Schluss.

Wir treffen i unserem Predigttext auf die Arche, als der höchste Wasserstand der Sintflut erreicht ist und die Arche auf dem Wasser dahintreibt, Wasser von unten, „aus den Brunnen der Tiefe“ und Wasser von oben, „aus den Schleusen des Himmels“. Und in all dem Chaos der kleine Satz:

„Da gedachte Gott an Noah und all die Tiere und ließ Wind auf Erden kommen.“

Nach so vielen Wochen und endlosen Tagen gedachte Gott an sie! Wir Menschen fragen jetzt kritisch. Gott, wo bist du so lange gewesen? Warum hast du sie das so lange aushalten lassen? War das denn nötig?

Wir hätten es gerne einfacher! Warum rettet Gott uns nicht einfach ohne alle Unannehmlichkeiten? Noah wird gerettet, aber wie durch den Tod hindurch. Jesus stirbt elend, ehe er auferweckt wird.

Ein Krebskranker muss vielmals arge Nöte ausstehen, während seiner Behandlung bevor er wieder gesund wird oder sterben muss. Und dort, wo ein Menschenkindlein zur Welt gebracht wird und ins Leben, müssen Mutter und Kind einen schmerzreichen Weg gehen.

Erzählt uns die Noahgeschichte da etwas Wichtiges über unser Menschenleben? – nämlich dass Rettung und Leben nicht ohne eigenes Mittun und eigenen Einsatz aller Kräfte und nicht ohne Schmerzen und Ängste zu haben ist? Und dass Gott uns diesen Einsatz nicht ersparen kann? Da mögen wir dann wie Noah mit der Arche zwischen Himmel und Erde auf dem Wasser schaukeln, manchmal uns völlig verloren vorkommen und ohne Ziel und Richtung.

Aber über dem Wasser ist Gottes Gedenken und seine ruach – sein Schöpfergeist-, der Wind, den er schickt, es ist im Hebräischen dasselbe Wort wie der Geist, der bei der Schöpfung über den Wassern schwebte, - ruach – lebenspendender Geist!

Gott verstopft jetzt die Brunnen der Tiefe und die Schleusen des Himmels. Es regnet nicht mehr. Das Chaos wird eingedämmt. Das Wasser verläuft sich, und die Arche landet auf dem Berg Ararat! Der hebräische Text verwendet hier für landen, das Wort nuach – ruhen!

Die Arche ruht auf dem Berg Ararat! Das Geschaukel hat ein Ende für Menschen und Tiere! – Entspannung kann einsetzen. Mit demselben Wort – nuach- wird berichtet, dass Gott am 7.Tag von seinen Schöpfungswerken ruhte.

Nun ist auch Hoffnung, dass das Wasser verschwindet. Hoffnung, gewiss! Aber auch das wird kein Rettungsakt von jetzt auf nachher! Auch Gottes Gedenken zaubert das Wasser nicht einfach nur weg! Es muss sich auf ganz natürliche Art verlaufen. Und das dauert! Wieder scheint Noah auf sich allein gestellt zu sein. Vier Vögel müssen ihm helfen, die Lebensmöglichkeiten draußen auszuloten, ein Rabe und drei Tauben. In Abständen lässt Noah sie durch das einzige Fenster der Arche fortfliegen. Die zweite Taube ist am berühmtesten geworden. Sie kommt mit einem Ölblatt im Schnabel zurück. Zwar hat sie noch kein Land entdeckt, aber immerhin schon mal einen Baum, der frische Blätter treibt.

Sieben Tage später fliegt eine Taube weg, die nicht wieder kommt. Da baut Noah das Dach der Arche ab -  wie gut das tut! Frische Luft Bald werden alle die Arche verlassen können. Sie sind gerettet!

Noah hat Gott später einen  Dankalter gebaut. Er hat seine Fluterfahrung auch als Rettungserfahrung mit Gott erlebt.

Wie verstehen wir unsere Fluterfahrungen, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht, wenn unser Leben aus den Fugen ist und im Chaos versinkt, ohne dass wir noch irgendwie steuern könnten?

Rechnen wir dann mit dem gedenken Gottes an uns?

Und halten wir es durch, an unsere Rettung zu glauben?

Unsere Taufe sagt uns: Du bist wie Noah durch das Wasser, das tötet, hindurchgerettet ins Leben an Gottes Herzen. Ihr seid schon gerettet, ruft Paulus uns zu, doch auf Hoffnung!  Schon gerettet? JA! Wir hängen an Jesu Hand. Und er lässt uns nicht los! Auch wenn es uns manchmal zum Verzweifeln zumute ist, und der Glaube an das Rettende von unserer Erfahrungswirklichkeit viel zu oft widerlegt worden ist!

Wir hängen an der Hand Jesu!

Wie hilft Gott dem Noah durch? Er heißt ihn eine Arche bauen, einen Schutzraum, in dem er sich bergen kann, bis er wieder festen  Boden unter den Füßen bekommt.

Was ist dein und was ist mein Schutzraum gegen das Aufgeben und Verzweifeln?

Der einzige Trost und Schutz, der hält, ist Christus selbst. Und manchmal schenkt er uns die Gnade, dass er uns durch Brüder und Schwestern trägt, die uns mittragen bis wir wieder Land unter unseren Füßen gewinnen.

Gott will unser Leben, - eins, das kein Tod mehr bedroht!

AMEN

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