Predigt zu Johannes 1,1-5/9-14 am 2. Weihnachtsfeiertag 2014

Gnade sei mit Euch und Friede, von Gott, unserem Vater und von unserem Herrn, Jesus Christus! Amen

Text: Johannes 1, 1-5/Johannes 1, 9-14

Liebe Gemeinde,

das Geheimnis von Weihnachten besingt dieser Text. Und eigentlich kann man über Geheimnisse nicht reden, sonst könnte es passieren, dass man sie zerredet, wo sie doch irgendwie ganz heilig sind und unaussprechlich und wunderbar zugleich. Man kann sie nur mit dem Herzen sehen und begreifen, nicht mit dem Verstand.

 

Was uns der Evangelist Johannes da schreibt, das hat mich schon bei meiner ersten Begegnung mit diesem Text in meiner Jugendzeit fasziniert. Es ist unser ganzer Glaube in wenigen Worten, eigentlich ein Glaubensbekenntnis von vollendeter Schönheit in Sprache und Form. Ich liebe diese Worte in ihrer Schlichtheit, in der sie das Gewaltigste aussagen, was Menschen denken können:

Gott hat seine Herrlichkeit in die Welt hineingeschickt! Ich stelle mir vor, es ist, als hätte Gott den Himmel einen Spalt weit aufgemacht und aus dieser Öffnung strahlt seine Herrlichkeit herab, ein gewaltig helles, warmes Licht  und lässt die ganze Schöpfung sehen, worauf sie zugeht, nämlich auf eine unglaubliche Vollendung in der Herrlichkeit Gottes.

Wie hat Gott seine Herrlichkeit in die Welt geschickt? Als Wort, steht hier, auf Griechisch: logos!

Die alten Weisheitslehrer Israels kannten den Logos als Gottes Weisheit, als jemand, der bei der Schöpfung am Anfang dabei war, darum lesen wir hier auch, ohne den Logos, ohne das Wort, ist nichts erschaffen worden, was von Gott geschaffen ist. Im Buch der Sprüche sagt die Weisheit, oder der logos von sich: „Der Herr hat mich schon gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war. (Sprüche 8,22)

Von Ewigkeit her, war also dieses Wort, dieser Logos, schon bei Gott und hat mit ihm die Welt erschaffen. Und nun wird er Fleisch in einem Menschen, wird seinem Geschöpf Mensch gleich. Nimmt Fleisch und Blut an, das er doch selbst geschaffen hat, aber damit eben auch den körperlichen und seelischen Schmerz und das Sterben, zuletzt auch den Tod am Kreuz. Und dieser Jesus aus Nazareth war vor aller Zeit bei Gott und er war selbst Gott von Art, aber nun, als die Zeit erfüllt war, ist er ein Mensch geworden, geboren von einer jungen Frau mit Namen Maria!  In seinem Leben und Sterben ist Gottes Herrlichkeit in dieser Welt aufgeleuchtet, deutlich, überwältigend für viele, und sie sagten von Jesus: Dieser ist Gottes Sohn.

Ihr müsst wissen, dass die Christenheit am Anfang nur den Karfreitag und Ostern gefeiert hat. Der auferstandene Christus, der war ihre ganze Hoffnung! Ausgehend von dem gekreuzigten und auferweckten Christus kam es dann im Philipperbrief des Paulus zu dem berühmten Hymnus, der Jesus besingt als den, der eigentlich Gott gleich war und um unseretwillen seine göttliche Gestalt aufgab und ein Mensch wurde, um am Kreuz für uns zu sterben und um uns so in Gottes Herrlichkeit zurückzubringen, sprich in seine Nähe, die Adam und Eva im Garten Eden verspielt hatten. Der Hymnus spricht von der Selbsterniedrigung Jesu.

Und dann, erst 400 Jahre nach Jesu Auferstehung fand man es an der Zeit, auch seine Geburt zu feiern, als das Ereignis, durch das er Fleisch und Blut angenommen hatte. Die beiden Evangelisten Lukas und Matthäus haben das gewiss durch ihre Berichte von Jesu Geburt vorbereitet.

Was bringt uns das alles, warum erzähle ich Ihnen das? Ich tue es deswegen, weil die Menschwerdung des Gottessohnes uns Antwort gibt auf unsere entscheidenden Lebensfragen:

Woher komme ich?

Was darf ich hoffen?

Wohin gehe ich?

Der große Immanuel Kant hat sie formuliert und sie beschäftigen uns heute noch genauso wie damals zur Zeit des großen Philosophen.

Woher komme ich? Nichtwahr, jedes Jahr zu Weihnachten muss es die Familie sein, die Eltern, die Großeltern, die Kinder, die wir unbedingt sehen wollen. Sie alle gehören zu Weihnachten wie das Kind in der Krippe, Maria und Josef. Daher komme ich, - von meinen Eltern, zu denen gehöre ich. Sie sind meine Herkunft und ich wünsche mir von ihnen die Geborgenheit und Liebe die ich brauche. Ich wünsche sie mir dann von meinem Ehepartner oder von den Kindern. Leider geht das nicht immer. Konflikte entzweien Familien und der Tod trennt uns vorzeitig oder wir bleiben einfach übrig, von unserer Familie und sind allein.

Nun wird uns hier gesagt, da ist noch eine  ganz andere, tragfähigere Herkunft! Da ist einer, durch den bist Du geschaffen, bist als Mensch geschaffen worden aus seinem Willen und dein Leben hat einen letzten Halt und Grund in ihm. Und da waltet ein letzter Sinn darin, der dir vielleicht nicht aufgehen mag, aber er liegt letztlich in der Herrlichkeit Gottes und in seine Gnade und Wahrheit verborgen. Gott schafft uns schließlich nicht aus Jux und Tollerei, das wäre ein schöner Gott, so einen brauchen wir nicht! Nein, er schafft uns, damit wir Kinder Gottes werden, Kinder des Lichtes, die erfüllt sind von seinem Licht und seiner Liebe und mit der Hoffnung, dass sie bei ihm ankommen am Ende!

Jetzt sagt ihr vielleicht: Er hat uns nicht gefragt, ob wir dieses Leben überhaupt leben wollen, ob es uns nicht zu schwer ist, ab und an, wenn wir krank werden und leiden, wenn wir Abschied nehmen müssen, wenn uns das Leben fast absurd schwierig kommt, weil wir verlassen wurden von Menschen z.B. was dann? Was nützt uns dann Gottes Licht? Die Bibel zeigt uns in dieser Lage ein neugeborenes Kindlein, hilflos, ohnmächtig dem Leben ausgeliefert wie wir selbst. Und sie erzählt uns davon, wie Gott in diesem Kind unser Leben teilt, gerade dort, wo es für uns unerträglich wird, ein ohnmächtiger Gott bei den Ohnmächtigen! Er ist nicht ein Gott, der wie mit einem Zauberstab alles bei uns und andern in Ordnung bringt, keiner, der uns jede Last abnimmt und jedes Krümel Elend von uns fernhält, wie manche Eltern das mit ihren Kindern machen, nein, Gott ist einer, der sich unter unsere Last neben uns in den Dreck stellt. In seinem Christuskind geht Gott in all unser Dunkel hinein und setzt sich dem aus, was so ganz unerträglich und schrecklich ist in vielen Menschenleben und mit Worten nicht mehr auszusagen ist. Manchmal möchtest du aber trotzdem einfach nicht mehr sein müssen, weil du nicht mehr kannst. Und dann? Wie weiter?

So verspricht es uns Gott: „Mein Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis kann es nicht auslöschen!“ Wirklich nicht? Nein, wirklich nicht, denn über uns leuchtet seit Weihnachten Gottes Herrlichkeit durch den himmlischen Spalt und flüstert uns zu: Durchhalten! Sieh, es leuchtet! Dorthin bist Du unterwegs.

Sieh, es leuchtet, wenn die Pflege so schwer wird, wenn der Krebs dich kaputt macht, wenn deine Seele so krank ist, dass du dein Leben nicht mehr auf die Reihe kriegst… es leuchtet, das Gotteslicht! Der Himmel steht dir schon offen.

Kann ich es noch sehen, noch wahrnehmen, wenn mir die Welt zerbricht? Da steht es, denen, die an seinen Namen glauben, wird er die Macht geben, die Vollmacht sogar, so steht es geschrieben, die uneingeschränkte Macht also, Gottes Kinder zu werden und ich füge hinzu, es zu bleiben! Es gibt Zeiten, in denen wir das Licht nur noch ahnen. Aber Gott sei Dank, sind da diese Worte! Das Licht scheint in der Finsternis, auch wenn wir es nicht mehr sehen und fühlen. Es ist noch da. Karl Marx hat diesen Glauben „Opium für das Volk“ genannt. Wer nicht aus Gott geboren ist, sondern nur aus dem Willen eines Mannes, der kann das nicht verstehen und wahrnehmen. Der sagt ganz nüchtern: Der Tod ist das absolute Aus. Danach kommt nichts mehr.

Die aber, die an Jesu Namen glauben und ihm vertrauen, die nehmen den Lichtspalt im Himmel wahr, die schauen ab und an den Lichtglanz Gottes und dürfen seine Gnade und Wahrheit schmecken, wenn auch manchmal unter Tränen. Die geben nicht auf, auch nicht auf den steinigen Wegen, die schauen auf Christus. Sie wissen, was sie hoffen dürfen, Gottes Lichtglanz, seine Herrlichkeit, die einmal mitten unter den Menschen wohnen wird, der Himmel dann nicht nur einen Spalt weit offen, sondern ganz offen über uns!

Noch sind wir alle hier auf Erden unterwegs, und der Christus begleitet uns in seinem Wort und Sakrament. Brot und Wein verbürgt uns sein Nahesein und nimmt uns die Last ab, wir müssten unser Leben selbst zu einem erfolgreichen, gelingenden Leben machen. Nein, das müssen wir nicht und können es nicht. Leben geschieht, in Gelingen und Scheitern, in Glück und Leid. Alles ist aufgehoben bei Christus, unserem Herrn. Er rückt einmal alles ins rechte Licht, uns und unser Leben, was ist und was war. Uns bleibt, ihm zu vertrauen, bis wir ankommen in seiner Herrlichkeit. Und das werden wir.

AMEN

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