Predigt zu 2. Petrus 3, 8-13 am Totensonntag 2014

Gnade sei mit Euch und Friede, von Gott, unserem Vater und von unserem Herrn, Jesus Christus! Amen

Text: 2. Petr. 3, 8-13

Liebe Gemeinde,

alles vergeht auf dieser Welt, alles – das Glück, aber auch das Leid. Alles vergeht, das Lachen, aber auch das Weinen. Alles vergeht auf dieser Welt. Unser Leben ist begrenzt und nicht ewig. Diese Erde kann nicht unsere Heimat bleiben. Wir müssen eines Tages davon. Unser Predigttext redet sogar davon, dass Himmel und Erde vergehen und nicht ewig sein werden. Unsere Wissenschaftler sagen dasselbe. Nicht einmal die Sonne wird ewig scheinen. Es kommt der Tag, da ihre Energie erlöschen wird. Himmel und Erde werden vergehen, sagt uns Jesus, aber meine Worte, werden nicht vergehen! Jesu Worte, das sind Worte, mit denen einer leben und sterben kann. Denn, wenn alles vergeht, diese Worte bleiben uns und noch vielmehr, unser Herr bleibt und wir in seiner Hand, auch im Sterben und im Tod.

 

Alles vergehet, Gott aber stehet, ohn alles Wanken, seine Gedanken, sein Wort und Wille, hat ewigen Grund.

Gott sei Dank! Wenn in unserem Leben alles ins Wanken gerät, wenn der Tod sich naht und das Haus unseres Lebens abgebrochen wird, wie mit einem großen Krachen, wenn uns alles unter den Händen zerbricht, wenn es ist als müssten wir durchs Feuer hindurch auf dem Sterbebett, wenn einer nur noch ein Schmerzensbündel ist, wenn ihm die Welt zusammenbricht und wenn sogar Gott ferne zu sein scheint, dann steht Gott doch ohne alles Wanken zu ihm und trägt diesen Menschen noch durch den letzten Jammer. Denn nicht für den Jammer hat er uns geschaffen, sondern für sein Heil.

Viele von Ihnen, die Sie heute hier sind, haben im vergehenden Jahr von einem  Menschen Abschied genommen, der zu Ihrem Leben gehört hat. Plötzlich fehlt uns ein Mensch, der immer da war, mit dem wir unsere Jahre geteilt haben, unser Glück und unsere Last. Es fehlt uns jemand, der mit uns gebangt hat und nachgedacht, wenn wir Probleme lösen mussten, jemand der uns getröstet hat in schwierigen Zeiten, jemand, der einfach immer für uns da war. Vielleicht zum ersten Mal in unserem Leben wurde uns bewusst, wie begrenzt unsere Zeit auf Erden ist, wie zerbrechlich unser Leben, und wie am seidenen Faden oft nur! Sie haben einen Verlust erlitten, der mit gar nichts zu ersetzen ist, denn jeder von uns ist einmalig.

Uns bleibt nur, mit diesem Verlust leben zu lernen, ihn bei uns sein zu lassen, wie eine Narbe, die wir ein Leben lang behalten. Sie gehört zu uns. Auch die Trauer wird in Zukunft zu uns gehören, wie ein Stück unseres eigenen Lebens. Sie wird ihren Platz in unserer Seele beanspruchen. Sie wird dort wohnen, und es darf so sein.

Für andere unter Ihnen, ging mit dem Tod eine lange Pflegezeit zu Ende. Und nicht  nur für den Verstorbenen, sondern auch für die Pflegenden kam der Tod wie eine Erlösung, auf der einen Seite Erlösung vom Dahinvegetieren oder von enormen Schmerzen und auf der anderen von übermenschlichen Anstrengungen. Trauer und Befreiung, beide Gefühle wohnen da in uns. Auch das ist mühevoll. Aber beides in uns darf sein und kann gar nicht anders sein.

Immer aber ist der Tod Angehöriger ein Angriff des Todes auch auf unser Leben, denn uns wird bewusst, dass wir auch einmal gehen müssen. Und wir wissen vorher nicht wie. Manchmal bringt uns die Erfahrung des Todes anderer dazu, unsere eigenen Dinge zu regeln im Blick auf unseren eigenen Tod! Und manchmal machen wir gar die Erfahrung, dass der bewusst gewordene Tod das Leben kostbarer macht und dass wir es dann tiefer leben und dankbarer, weil wir nun wissen, dass wir nicht unendlich viel Zeit haben.

An einem Tag wie heute fragen wir miteinander in der Gemeinschaft der Glaubenden danach: Was dürfen wir hoffen, angesichts unserer Sterblichkeit und Endlichkeit?

In unserem Predigttext lesen wir:

„Eins aber sollt ihr nicht vergessen, ihr Lieben: Für den Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind für ihn wie ein Tag.“

Gottes Zeit zählt anders als unsere Zeit. Für uns tickt die Uhr vom ersten Atemzug an und bis zum letzten und misst uns Sekunden, Minuten und Stunden, Monate und Jahre. Und wir empfinden die Zeit wie einen Strom, der uns mitreißt oder wie einen Wind, der schnell mit uns davonfliegt. Manchmal vergehen uns die Tage wie im Flug. Für Gott aber ist die Zeit wie ein riesengroßer Topf. Sie bleibt ihm, sie ist ewig. Sie zerrrinnt nicht und fliegt nicht weg. Sie ist einfach nur da. Gottes Ewigkeit nennen wir das. Aus dieser Ewigkeit schickt er uns ins Leben hinaus in die Zeitlichkeit hinein. „Er lässt uns dahinfahren wie einen Strom“ heißt es im 90. Psalm. Und dann spricht er, wenn unsere Zeit auf Erden erfüllt ist: „Kommt wieder Menschenkinder!“ Dann nimmt er uns aus der Zeitlichkeit zurück in seine Ewigkeit. Dort ist unsere wirkliche Heimat und der Platz ist für uns bereitet.

Hier auf Erden sind wir nur auf der Durchreise. Was wir hier erleben, ist nur ein winziger Teil dessen, was uns beschieden ist. Menschen ahnen das und spüren es in der Sehnsucht, die sie haben, nach etwas, was sie noch nicht kennen und doch erwarten. Der Schriftsteller Heinrich Böll hat es einmal so in Worte gefasst:

„Die Tatsache, dass wir eigentlich wissen – auch wenn wir es nicht zugeben-, dass wir hier auf der Erde nicht zuhause sind. Dass wir also noch woanders hingehören und von woanders herkommen: Ich kann mir keinen Menschen vorstellen, der sich nicht – jedenfalls zeitweise, stundenweise, tageweise oder auch nur augenblicksweise klar darüber wird, dass er nicht ganz auf diese Erde gehört.“

Hoffen dürfen wir also, dass wir eine Heimat haben jenseits des Todes, das wir dort erwartet werden, dass wir dort bekannt und erkannt sind von Gott, ein jeder von uns, bei seinem Namen bekannt und gerufen. Wir fallen nicht ins Nichts. Wir kommen an, ein jeder aus seinem Jammertal, mit seinem gelebten Leben, mit seinem Guten und mit seiner Schuld.

Uns erwartet nicht ein verschwinden im Nichts und in der Belanglosigkeit. Nein, es wird ein Urteil gesprochen werden über mein Leben, über das, wie ich es gebraucht und gelebt habe. Unser Predigttext ermahnt uns dazu, ein geheiligtes Leben zu führen und meint damit, ein Leben im Vertrauen auf Gott.

Wir wissen, jeder von uns weiß es, dass wir kein Bilderbuchleben abliefern am Ende, dass es da Ecken und böse Kanten drinnen hat, dass wir als Verletzte an Leib und Seele ankommen, aber auch als Menschen, die andere verletzt haben, dass wir ankommen als Verzweifelte vielleicht, die zuletzt nicht mehr auf Gott vertrauen konnten, als Gescheiterte und im Glauben Abgewrackte. Vielleicht aber auch als solche, die trotz aller Nöte bis zuletzt auf Ihren Herrn Jesus Christus vertraut haben.

Was dürfen wir hoffen angesichts unserer Not und Unvollkommenheit? Wir hoffen auf Jesus Christus, unseren Herrn, der uns so unvollkommen, wie wir eben bei ihm ankommen werden aufnimmt. In seinen Namen sind wir getauft und auf seine Gnade hoffen wir. Alles, aber auch alles, was wir hoffen dürfen, steht und fällt mit dem Kreuz Jesu und mit seiner Auferstehung. An ihm sehen wir, wie Gott mit uns geht durch Leid und Tod und neues Leben schafft aus dem Tod. Wir glauben, dass er das auch für uns tun wird, denn er will von unserer Schuld nichts mehr wissen. Er hat sie weggetan und vernichtet im Sterben seines Sohnes. Gott selber ging in unser Leiden und unsere Nöte und unsere Schuld hinein, um sie auszulöschen mit eigener Hand.

Was dürfen wir hoffen? Wir dürfen hoffen auf eine neue Heimat, einen neuen Himmel und eine neue Erde, auf ein anderes Leben bei Gott, ein gutes, ein gerechtes, ein Leben nach Gottes Willen ohne Schuld, Leid und Tod, ohne Tränen und Trauer. Ein vollendetes Leben wird dort sein.

Das dürfen wir hoffen, dass Sterben um Jesu willen ein Heimkommen ist und ein Ankommen in Gottes Ewigkeit.

AMEN

 

 

 

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