Predigt vom 17.03.2024 zu Lukas 11,5-13

Danken, loben, bitten, klagen...Beten hat viele Seiten. Ich möchte mit Ihnen Gedanken zum „Bitten“ teilen. Haben Sie eigene Erfahrungen mit Bitten, die Sie an Gott gerichtet haben? Oder haben Sie mit dem Bitten aufgehört, weil Gott nicht geantwortet hat und die Gebete nichts gebracht haben?

Jesus hat mit seinen Jüngern über das Bitten gesprochen. Lesen Sie nach, was in Lukas 11, 5-13 steht. Am Besten jetzt gleich :-)

Direkt vor diesem Abschnitt bringt Jesus seinen Jüngern bei, wie sie beten sollen: „Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe…“ Sie kennen dieses Gebet? Ja, Jesus hat gerade seinen Jüngern das Vaterunser beigebracht und erzählt dann die Geschichte von dem hartnäckig bittenden Freund und dem genervten Nachbarn, der schon im Bett liegt. Wir sehen hier einen Gegensatz vom Nachbarn und Gott. Wenn schon der Nachbar irgendwann nachgibt, und dir gibt, was du willst – wie viel mehr wird Gott geben, was du brauchst, wenn du mutig und unverschämt >>> bittest. Würde ein Vater seinem Kind etwas Schädliches geben, wenn es ihn um etwas Gutes bittet?

Das ist doch prima: Gott gibt. Wir bitten und er gibt. – Aber wir müssen genau hinschauen. Was ist es denn, was er gibt? Wir dürfen nicht abkürzen und antworten: „Alles. Alles Bitten, Suchen, Anklopfen wird erfüllt.“ Nein. Gott gibt nicht automatisch alles, worum wir bitten. Gott ist kein Automat, er ist kein Wunscherfüller. Gebet ist kein Automatismus nach dem Motto „Ich bete und Gott macht, was ich will.“ Denn über das Beten ist ja noch mehr gesagt. Zum Beispiel im Vaterunser: „…Geheiligt werde dein Name. Dein Wille geschehe…“ Gott hört auch Gebete und beantwortet sie nicht.

Und trotzdem sollen und dürfen wir Gott bitten, auch wenn es keine Garantie gibt, dass Gott jede unserer Bitten so beantwortet, wie wir es gerne hätten. Auf rein menschlicher Ebene wissen wir: Wenn ein Kind um ein Ei bittet, wird sein Vater ihm keinen Skorpion geben. Jesus schließt hier vom Geringeren auf das Höhere. Wenn menschliche Eltern die Bitten ihrer Kinder in der Regel mit dem beantworten, was für sie am Besten ist, wie viel mehr wird unser Vater im Himmel so handeln! Also: Auch wenn Gott nicht wie ein Automat alles ausspuckt, was wir gerne hätten, gilt: Gott gibt. Er gibt Gutes. Er gibt keine Schlange, keinen Skorpion. Er gibt Gutes.

In Lukas 11,13 steht das Gute, das wir bekommen: Der Heilige Geist. „…ihr wisst, was euren Kindern guttut, und gebt es ihnen. Wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten.“ Der Heilige Geist ist Gottes Kraft in uns. Er kann unser Bitten verändern und lässt uns mehr und mehr um die Dinge bitten, die Gott für das Beste hält: „Gott ich bitte dich… aber dein Wille geschehe.“ Auch Jesus hat so gebetet, im Garten Gethsemane am Abend vor seinem Tod: „Vater, wenn es möglich ist, erspare mir dieses Leiden. Aber nicht das, was ich will, soll geschehen, sondern dein Wille soll geschehen.“

Der Heilige Geist wirkt in uns.Und vielleicht lässt er uns mutiger und dreister bitten. So wie der Freund, der so lang klopft und um Brot bittet, bis der andere nachgibt. Heilige Hartnäckigkeit. Wir geben nicht auf, zu hoffen, zu beten und zu bitten, weil wir über das hinaus glauben, was wir gegenwärtig sehen. Wir bitten um Unmögliches, weil wir an einen Gott glauben, der Wunder tun kann. „Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst. Dein Wille geschehe…“ Wir dürfen Gott bitten, auch hartnäckig, und lernen zu beten „Dein Wille geschehe.“

Was hat das Bitten denn für einen Sinn, wenn ich nicht bekomme, was ich erhoffe? Der Theologe Patrick Todjeras hat es so ausgedrückt: „Wir brauchen Gott weit mehr als alles, was wir von Gott bekommen können.“ Es geht nicht ums Bekommen. Es geht um die Beziehung. Beten ist Reden mit Gott. Beten ist nicht „Bekommen von Gott“, es ist „Zeit mit Gott“. Das Bekommen ist gar nicht so wichtig.

Vielleicht sind Sie jetzt entmutigt und trauen sich gar nicht mehr, Gott um etwas zu bitten. Vielleicht fiel es Ihnen sowieso schon schwer. Ich habe vor langer Zeit einmal mit einer Frau gesprochen, die ihre eigenen Probleme viel zu klein fand, um Gott damit zu belästigen. Gott habe doch besseres zu tun, wenn man schaut, welche Katastrophen an anderen Orten der Erde sind, wie sehr Menschen unter Krieg und Terror leiden, andere hätten noch viel größere Sorgen...

Ich habe versucht, sie zu ermutigen, aber mir haben damals die Worte gefehlt. Heute antworte ich so: „Wir dürfen Gott ‘Vater’ nennen – im Vaterunser und auch sonst kommt das oft vor. Wenn er ein Vater ist, dann behandle ihn als Vater, nicht als einen Bürokraten oder Diktator, der mit deinen unwichtigen Anliegen nicht belästigt werden will. Er kann selbst entscheiden, ob er zu beschäftigt für uns ist. Und ich glaube, wenn einer es kann, über alles Große und Kleine in der Welt den Überblick zu behalten und uns zu hören – dann Gott.“

Ein Erzbischof der Anglikanischen Kirche, William Temple, hat mal gesagt: „Wenn ich bete, passiert zufällig dieses oder jenes; wenn ich aufhöre zu beten, passiert zufällig nichts mehr.“

Es passiert vielleicht nicht immer genau das, worum wir bitten. Aber wenn wir nicht bitten, passiert es auch nicht.

Ich glaube, dass Gott gerne gibt. Ich glaube, dass wir ihn bitten sollen, ihn mit heiliger Hartnäckigkeit bestürmen dürfen. Wir verstehen nicht immer, warum Gott auch mal „Nein“ sagt. Aber Gott, der Vater, ist für uns da. Wir brauchen seine Nähe weit mehr als alles, was wir von ihm bekommen können. Er ist da – in schönen und in schweren Zeiten, ob sich unsere Lebensträume erfüllen, oder ob wir nicht wissen, wie es weiter geht. Gott ist da. Und er sagt: „Wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, will ich mich finden lassen.“ (Jeremia 29,13f)

Wir brauchen Gott mehr als alles, was wir von ihm bekommen können. Und er gibt uns seinen Heiligen Geist, seine Kraft in uns. Darauf möchte ich vertrauen.

Ihre Regine Born

 

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